31.01.2012
Das Leben ist Veränderung
Wissen Sie was, manchmal nervt mich dieser Satz. Ich weiß, dass Wachstum und Entwicklung lebensnotwendig sind und doch erlebe ich bei mir selbst und in meinem Umfeld, dass Veränderungen oft auch als schwierig oder belastend erlebt werden. Im beruflichen Umfeld etwa beim Wechsel einer Mitarbeiterin, einem neuen Computerprogramm oder neuen gesetzlichen Regelungen wie der gerade in Kraft getretenen GOZ 2012. Meistens wird es unruhig und mancher fühlt sich schnell gestresst. Warum ist das so?
Grundsätzlich ist ein Leben ohne Veränderungen ja nicht denkbar. Leben ist nur mit Veränderungen möglich. Der Wechsel der Jahreszeiten lässt uns das immer wieder eindrücklich erleben. Doch weshalb fällt es uns dann so schwer, Veränderungen einfach anzunehmen und zu leben – ohne Ärger, ohne Jammern, ohne Stress?
Der Grund ist sehr einfach: wir sind von Natur aus darauf eingerichtet zu überleben, unsere Art zu erhalten. Deshalb sind wir darauf programmiert, Veränderungen vorsichtig zu begegnen und sie möglicherweise auch zu vermeiden, wenn sie uns bedrohen. Nun ist in unserer westlichen Welt unser Leben grundsätzlich nicht mehr bedroht. Die alten Programme wirken aber noch immer und machen uns bei Veränderungen das Leben schwer. Schauen Sie mal:
Veränderungen fordern unsere Aufmerksamkeit
An dieser Stelle lade ich Sie zu einem kleinen Experiment ein, dass Sie beim Anziehen Ihrer Schuhe machen können. Üblicherweise ziehen wir unsere Schuhe in immer der gleichen Reihenfolge an. Und nun ändern Sie doch bitte mal die Reihenfolge. Was passiert? Wir müssen den Automatikbetrieb ausschalten und ganz bewusst jetzt erst den anderen Schuh anziehen. Das fühlt sich komisch an, oder? Vor allem kostet es Aufmerksamkeit, die im Berufsalltag ohnehin schon viel gefordert ist. Und anstatt einer Herausforderung weniger, haben wir nun eine Herausforderung mehr.
Muss das sein?
Vielleicht haben Sie sich diese Frage auch bei dem kleinen Experiment gestellt. Eigentlich stellen wir sie uns immer wieder, wenn sich Dinge ändern oder ändern sollen. Schließlich kann eine Änderung ja auch „Gefahr“ bedeuten. Wird die neue Mitarbeiterin den Anforderungen entsprechen? Wird das neue Computerprogramm laufen? Oder werden Sie alle Anforderungen der neuen GOZ ohne Probleme umsetzen können? Das Risiko, dass die Änderungen zu einer Verschlechterung Ihrer Situation führen, besteht zweifellos. Doch Wachstum und Entwicklung sind nur mit Veränderungen möglich.
Nutzen Sie die Chance
Dem Risiko der Veränderung steht eine Chance gegenüber. Sei es, dass die neue Mitarbeiterin deutlich besser organisiert ist, als die Ihnen bisher vertraute. Sei es, dass das neue Computerprogramm deutlich einfacher und übersichtlicher ist, als das alte. Oder die neue GOZ 2012 Ihnen Abrechnungs- und damit Einnahmemöglichkeiten bietet, die Ihnen bisher nicht möglich waren. Wäre da bloß nicht diese Unsicherheit und der organisatorische Aufwand, die Aufmerksamkeit fordern.
Wir wissen nicht, was passiert
Die Mehrzahl der Menschen sind keine mutigen Abenteurer – und das ist auch gut und richtig so. In Zeiten, da sich Veränderungen geradezu rasant vollziehen und unsere Aufmerksamkeit fast permanent fordern, sind wir jedoch immer wieder dazu angehalten, Entdecker und Abenteurer zu sein – ob wir wollen oder nicht. Da kann es schon passieren, dass wir über Neues Jammern und am Vertrauten hängen. Doch das Leben ist nun mal Veränderung – ganz egal ob wir schimpfen oder jammern. Und mal ganz ehrlich, manchmal hilft ja auch das Schimpfen, um sich mit dem Neuen anzufreunden.
Machen Sie das Beste daraus
Zu wissen, dass wir Menschen uns mit Veränderung aus gutem Grund schwertun, ist das eine. Zu erkennen, dass Veränderungen oft positiv sind, auch wenn sie erst einmal in besonderer Weise unsere Aufmerksamkeit fordern, ist das andere. Entwickeln können wir Menschen uns und unsere Arbeit nur dann, wenn wir uns den Veränderungen im Leben anpassen und unser Bestes daraus machen – auch wenn es manchmal schwerfällt.
Ihre
Petra Müller-Lüddecke
Rechtsanwältin. Mediatorin. Coach